Konzert für Dudelsack, Streicher und Schlagwerk in F "Augustin-Konzert"

Thomas Rezanka, Karol Heimberger
Thomas Rezanka, Karol Heimberger

Die Idee zu einem Dudelsackkonzert kam 1999 bei einem Konzert des Kammerorchesters Haidershofen im Steyrer Quenghof, bei dem eine Komposition für Dudelsack und Streicher aufgeführt wurde. Da ein hervorragender Solist auf diesem Instrument, Thomas Rezanka, ein Mitglied des Orchesters ist, es aber kaum Literatur für diese Besetzung gibt, wollte ich eigens für das Kammerorchester Haidershofen ein Konzert komponieren, bei dem sowohl die Ausdrucksmöglichkeiten eines Dudelsacks als auch die des Streichorchesters zur Geltung kommen.

Mit Dudelsack verband ich sofort die Person des lieben Augustins, dessen Lebenseinstellung ein Vorbild für viele von uns darstellen könnte, der in Situationen, in denen „alles hin ist“, trotzdem nicht unterzukriegen ist und sich trotz aller Rückschläge wieder zum Weitermachen (-musizieren) aufrafft.

 

 

Werkbeschreibung

1.Satz: Lento – Allegro ma non troppo

 

Einleitung: Lento

Der Beginn schildert in düsteren Klangfarben (vorherrschendes Intervall ist die übermäßige Quart, der „diabolus in musica“) das Wien von 1679. Die Pest klopft unaufhaltsam an die Türen, die Bewohner werden grausamst vom schwarzen Tod dahingerafft. Einige wenige Menschen versuchen durch fröhlichen Gesang (Terzaufgänge in den Violinen) dem Tod den Schrecken zu nehmen, doch unaufhaltsam geht das Sterben weiter.

Augustin-Konzert_Satz1_Beginn.mp3
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Exposition: Allegro ma non troppo

Da tritt ein fröhlicher Dudelsackspieler in ihre Mitte und vertreibt ihnen mit seiner heiteren Melodie für kurze Zeit die Ängste und Sorgen (1.Thema), doch auch er ist machtlos gegen all das Grauen und die Trauer unter den Menschen (2.Thema in d-Moll). Immer wieder wird sein Spiel abgewürgt (Einwürfe des Orchesters).

Überleitung zur Durchführung

Durchführung:

Die heitere Melodie des Dudelsacks wird angesichts der Überhandnahme des zweiten Themas immer hektischer und aufgeregter. Die Menschen wollen ihn immer seltener hören, haben keine Lust mehr ins Wirtshaus zu gehen. Leichenkarren holpern über die leeren Straßen der verängstigten Stadt.

Reprise:

Doch der liebe Augustin gibt nicht auf, er stemmt sich mit seinem Liedchen dagegen (1.Thema).

Coda:

Schließlich wankt er betrunken zu später Stunde aus dem Gasthaus und fällt in die Pestgrube.

 

Augustin-Konzert_Satz1_Schluss.mp3
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2.Satz: Adagietto

 

In der sternenklaren, eisig kalten Nacht (polytonale Melodie, Achtelbegleitung der Bratschen) liegt Augustin in der Grube und sinniert über seine ausweglose Situation, erfindet aber gleich wieder eine friedliche Melodie, während es rings um ihn herum finster und totenstill ist. Totengräber, die in der Ferne ihre Arbeit verrichten nehmen unbewusst die Melodie auf, ohne sich Gedanken zu machen, von wem sie eigentlich kommt (1.Violinen und Bratschen spielen zeitversetzt genau die gleiche Melodie). Ohne Hoffnung auf baldige Befreiung aus seiner Misere schläft Augustin ein. Irgendwo erklingt eine Totenglocke.

Augustin-Konzert_Satz2_Beginn.mp3
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Augustin-Konzert_Satz2_Teil2.mp3
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3. Satz: Adagio - Allegro giocoso

 

Einleitung: Adagio

Thema: Allegro giocoso

Ein aus der Pestgrube geretteter Augustin befindet sich in bester Laune und gibt sein Liedchen zum besten. Die Menschen, die von seiner wundersamen Rettung gehört haben, schließen sich ihm an.

1.Variation:

Rhythmusvariation mit verschobenen Akzenten in der Begleitung

2.Variation:

Figuralvariation mit atonaler Begleitung in Bratschen, Celli und Bässen (Die Pest schleicht immer noch herum, dennoch tut das der Stimmung keinen Abbruch)

3.Variation:

Melodie in Moll (Minore)

Augustin-Konzert_Satz3_Beginn.mp3
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4.Variation:

„alla marcia“ – Augustin sagt der Pest den Kampf an und wird dabei „schlagkräftig“ vom Orchester unterstützt. Sogar die größten Pessimisten können sich seinem Spiel nicht entziehen und folgen ihm.

Kadenz

5.Variation:

Zusammenfassung der in den vorangegangenen Variationen abgeänderten Themen

Coda:

Überall schon erklingt das Lied des Augustin, in allen Tonarten und Varianten. Die Fröhlichkeit der Menschen hat längst über den schwarzen Tod, der noch vereinzelt mordet, gesiegt.

Augustin-Konzert_Satz3_Teil2.mp3
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Die Komposition und Instrumentation des Konzertes erfolgte in den ersten Monaten des  Jahres 2000 in Haidershofen und wurde am 27. Mai fertig gestellt. Es dauert ungefähr 17 Minuten und ist dem Kammerorchester Haidershofen und allen „lieben Augustins“ gewidmet. Die Uraufführung fand beim „Konzert im Dorf“, am 26. November 2000 in der Pfarrkirche Aschach/Steyr statt.