"Musik für Christkindl" für Sprecher und Blasorchester nach dem Text eines altfranzösischen Volksliedes

Ich wollte schon seit frühester Jugend Musik für die Weihnachtszeit komponieren mit der Intention, die friedliche, besinnliche Stimmung in Musik zu fassen. Ich verwarf diese Idee aber immer wieder und widmete mich anderen Aufgaben.

Umso erfreuter war ich, als mich mein Vater im Frühjahr 1999 bat, ein Werk für das Weihnachtskonzert der Christkindler Musikkapelle zu schreiben.

Ich beschloss, ein Werk für Sprecher und Blaskapelle zu komponieren. Der Text meines Werkes sollte sowohl Stimmung und Charakter der Weihnachtszeit ausdrücken als auch Bezug zur wunderschönen Wallfahrtskirche haben. Schließlich wurde ich in einem Buch mit französischen  Weihnachtstexten fündig. Ein altes Volkslied aus Le Mans entsprach genau meinen Vorstellungen.

Ich begann also zu komponieren und während meiner Auseinandersetzung mit dem Text bemerkte ich, dass die verschiedenen Strophen im Grunde den Teilen des Ordinariums einer Messe entsprachen. Das Werk ist zwar einteilig, dennoch gibt es verschiedene Überschriften und Satzbezeichnungen. Da ich allerdings keine Messe komponieren wollte, sind sie mit Quasi überschrieben (Quasi Kyrie, Quasi Gloria, ...).

Eine große Schwierigkeit während des Komponierens waren die Zeitumstände. Ein Großteil des Stückes wurde im August auf der Insel Santorin geschrieben, wo es nicht leicht war, sich in eine weihnachtliche Stimmung zu versetzen.

 

Die Komposition ist in einer Art stilistischen Collagentechnik geschrieben, weil ich glaube, dass es der Hörer in jeder Lebenssituation mit einer Vielfalt von Eindrücken zu tun hat und es gewohnt ist in einer schnelllebigen Zeit wie unserer viele dieser Eindrücke zu verarbeiten und zu verstehen. Kurze Musikteile umrahmen auf ganz unterschiedliche Art und Weise den zugrunde liegenden Text, stets auf diesen Bezug nehmend.

 

Das Werk beginnt mit dem Text, der vom Blasorchester mit einem ruhigen B-Dur-Akkord unterlegt ist und dem Zuhörer die Möglichkeit zur Besinnung und zur Aufnahme des Textes geben soll.

Das darauffolgende Präludium soll die Freude und unfassbar positive Stimmung des einleitenden Textes einfangen und ausdrücken. Die vorherrschenden Intervalle sind die reine Quart und Quint in den verschiedenen Stimmen. Der pastorale Charakter wird hauptsächlich durch die Holzbläser vermittelt.

 

Das Quasi Kyrie stellt den um Erbarmen bittenden Menschen dar, der durch Halbtonschritte dargestellt wird, eine einfache volkstümliche Melodie schließt in ruhigem B-Dur, in Erwartung eines „herrlichen Glückes“.

 

Quasi Gloria entführt uns in eine komplett andere Welt, eine Welt des „bösen Wolfes“, die durch ein immerwiederkehrendes Tritonus-Motiv und einer banalen Marschmelodie dargestellt wird. Ein von den Röhrenglocken eingeleiteter Abschnitt charakterisiert den Sieg des mächtigsten Gottes über das Böse.

 

Das Quasi Credo soll das Unfassbare für den gläubigen Menschen ausdrücken, dass Gott in einer so armseligen Umgebung geboren wurde, „von stürmischen Winden und wilden Wettern durchbraust überall“. Ein Intermezzo in Form eines nur von Ober- und Unterstimmen gespielten Marsches zeigt uns die zur Krippe wandernden Hirten. Dabei habe ich auf eine ältere Komposition von mir, einer Pastorale für kleines Ensemble, zurückgegriffen.

 

Quasi Sanctus , ein kurzer Heilig-Ruf, geht rasch ins Quasi Agnus über, das Motive aus dem Kyrie wiederaufnimmt und verarbeitet.

Das Werk wird vom alten Weihnachtslied „Es ist ein Ros´ entsprungen“ abgeschlossen, bei dem alle Zuhörer, dem Gedanken der abschließenden Textstelle entsprechend (O möge uns dieser so schöne Dauphin den Freunden vereinen im ewigen Licht.), gemeinsam das Lied mitsingen sollten.

Gewidmet ist das Werk dem Musikverein Chriskindl und allen Menschen, die guten Willens sind. Die Uraufführung fand im Rahmen des traditionellen Weihnachskonzertes am 16. Dezember 2000 in der Wallfahrtskirche Christkindl statt. Ausführende waren der Musikverein Christkindl unter dem Dirigat von Karl Heinz Heimberger, als Sprecher fungierte Prof. Alois Dinböck.